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Chance verpasst? RE6 Leipzig->Chemnitz - Mo, 07.07. - 13.21-14.25 Uhr

aus der Rubrik vom Montag, 07. Juli 2025, 20:47 Uhr
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Ich weiß, die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet DU das liest, ist so wahnwitzig klein, dass es fast schon dem Zeitgeist entspricht, darauf zu hoffen.

Wir saßen zusammen in diesem - am heutigen Montag erstaunlich wenig genutzten - Regionalexpress von Leipzig nach Chemnitz, den sich die MRB scheinbar in Bayern geliehen hat. Ich hatte im mittleren der drei Wagen, ziemlich weit vorn und rückwärtig zur Fahrtrichtung, bereits Platz genommen, als du wenige Minuten vor Abfahrt dazugekommen bist und dich hinter mich gesetzt hast. Du hattest deine dunklen, langen Haare mit einem rosé-farbenen Gummi zu einem losen Dutt gebunden, den farbigen Kontrast zu schwarzer Hose und schwarzem Oberteil bildete ein orangefarbener Rucksack von Tatonka.

Nachdem mich der rein optische Reiz bereits mit deiner Ankunft ereilt hatte, wandelte sich dieser kurz vor Ende der Fahrt in eine seltene Form der Begeisterung: Einen solch freundlichen und herzlich anmutenden Dank auf die Worte des Zugbegleiters, der im Anschluss an seine Ticketkontrolle allen Fahrgästen einen angenehmen Tag wünschte, wie von dir, habe ich in letzter Zeit höchst selten erlebt. Und da man solche angenehmen und zivilisierten Menschen in den heutigen Zeiten nicht mehr an jeder Ecke trifft, wollte ich die Chance ergreifen, dich zeitnah ein zweites Mal zu treffen.

Leider bin ich absolut nicht der Typ, der Frauen - noch dazu so charmante - auf der Straße oder in der Bahn anspricht. Zum Glück fand ich im Rucksack einen kleinen Zettelblock samt Stift - mein Pech war jedoch, dass ich mit der Übergabe meines Wunschzettelchens bis zur Ankunft in Chemnitz wartete und exakt den Moment verpasste, als du schon vor Einfahrt in den Bahnhof aufgestanden bist und sich zeitgleich - gefühlt tausend - andere Reisende hinter dir einreihten. Mit dem Zettel in der Hand blieb mir nur, dir aus der Schlange im Waggon nach draußen nachzublicken ... und den orangefarbenen Rucksack Richtung Ausgang Dresdener Straße bzw Fernbusterminal (oder äußere Gleise) entschwinden zu sehen.

Rührselig, nicht wahr?

Klar, man trifft tagtäglich zig Menschen, aber Begegnungen wie diese haben das Potential, mich noch viele Tage später zu beschäftigen. Und genau das ist der Grund und Antrieb für diesen irrwitzigen Versuch. Wenn DU das tatsächlich lesen solltest, dann darfst du das gern als Wink des Schicksals ansehen ... und meine Freude über deine Nachricht würde vielleicht sogar die Wolken in der Nacht vertreiben, um die Sterne ihren Zauber entfalten zu lassen.

Jedoch nehme ich auch gern die Unterstützung der hier oft hundertfach Mitlesenden an: Wenn ihr eine nicht nur grobe Vorstellung habt, wer die junge Frau sein könnte, die mich hier derart schwärmen lässt, weil ihr wisst, dass eure Bekannte mit genau diesem Zug fahren wollte oder eure Mitbewohnerin im besagten Look heute die WG verlassen hat oder der farbenfrohe Rucksack das eindeutige Erkennungsmerkmal eurer Arbeitskollegin ist, dann sagt ihr bitte, bitte, bitte Bescheid. Bitte!

Liebe Grüße, der stille Leser der "Nachmittage" aus der Reihe vor dir

P.S. Den Zettel überreiche ich dir persönlich: nachmittags.im.zug@gmx.de

E-Mail: nachmittags.im.zug@gmx.de

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